Interview Andreas Sachs

Die Krise hat ja weitreichende und aktuell noch nicht absehbare Auswirkungen auf die Open Water Schwimmszene, wie sind deine Einschätzungen ?

-      Der Fokus liegt für uns darauf, das Beste für unsere Athleten und Veranstalter aus dieser negativen Situation zu machen. Bei aller Unklarheit im Moment erwarte ich auch einige Hoffungsschimmer.

-      Persönlich glaube ich, dass das „Hochfahren“ nach Ostern zwar länger dauern wird, aber doch unter Restriktionen und Rahmenbedingungen erfolgen kann. Das kann auch in unserer Szene zu Verschiebungen, aber auch Absagen führen, insbes. von jenen Veranstaltungen, die viel organisatorischen Vorlauf, hohe Fixkosten oder Bedarf an Helfern haben. 

-      Aber es könnten kleine, flexible Veranstaltungen, mit regionaler Nähe zu Schwimmszenen profitieren, insbes. wenn große Triathlonveranstaltungen abgesagt werden und die Sportler sich nach anderen Optionen umsehen. 

-      Die Schwimmer werden sich mehr an Veranstaltungen als an Cups orientieren und eher die Stamm- und traditionellen Veranstaltungen besuchen. 

-      Veranstaltungen mit hohem ausländischen Anteil werden die Auswirkungen aufgrund von Reiserestriktionen stärker spüren.

-      Die meisten Events haben auch eine volkswirtschaftliche Bedeutung in Form von Wertschöpfung, insbesondere für den Tourismus. Dieser ist aktuell extrem gebeutelt. 

-      Auch unsere Sponsoren haben harte Zeiten und so werden wir nur adaptierte Budgets zur Verfügung haben und hiezu einen gemeinsamen Weg finden. 

-      Längerfristig wird auch dies zu einer Bereinigung der Szene führen, da aktuell ohnedies ein Überangebot an Sportveranstaltungen gibt. 

-      Natürlich gibt es ein breites Meinungssprektrum, was in diesen Zeiten opportun ist und ob Veranstaltungen stattfinden sollen. Die Teilnahme muss jeder Athlet für sich selbst entscheiden und ich kann diesbezüglich jede Meinung respektieren. 

 

Was erwartest du bezüglich der Sportausübung selbst ?

-      Ein kleiner Vorteil könnte sein, dass die Seen mit Neopren bald für Open Water Training genutzt werden könnten. Das ist ja gerade für uns Schwimmer und das Wassergefühl und die Motivation besonders wichtig. 

-      Natürlich können Bewerbe erst dann durchgeführt werden, wenn einige Wochen regelmäßiges Schwimmtraining möglich war. 

-      Auch wird die Gemeinsamkeit und Solidarität in den Zeiten „after crisis“ mehr an Bedeutung gewinnen, Vereinsleben etc. könnte mehr geschätzt werden. 

 

Welche konkreten Auswirkungen auf Teilnehmer, Finanzen, Zeitpläne siehst du für die Veranstaltungen?

-      Die Buchungen sind klarerweise seit anfangs März gestoppt. Der wichtigste  Aspekt sind natürlich die gesetzlichen Voraussetzungen, was, wann, wie und unter welchen Rahmenbedingungen möglich ist. Das wird sich hoffentlich bis Ende April besser klären können. 

-      Veranstaltungen bis Mitte des Jahres, wenn nicht Mitte des Sommers halte ich aktuell für kritisch. Die flachere Ansteckungskurve, lässt auf einen längeren Verlauf der Einschränkungen schließen. 

-      Während Großveranstaltungen von zumindest 500 Personen wohl bis Ende des Sommers abgesagt werden könnten, besteht für kleinere Veranstaltungen immerhin die Chance, ev. auch über die Massentestungen noch zugelassen zu werden. Darüber werden wir erst in einigen Wochen Klarheit bekommen. 

-      Ein anderer Aspekt sind die internationalen Reisemöglichkeiten. Wie schnell Grenzen aufgehen, welche Auswirkungen dies auf Grenzkontrollen und Reise- u. Flugpläne hat , lässt auf einen größerer Teil an Rückgängen und damit Risiko für die Veranstalter erwarten. 

 

Welchen Einfluss werden diese Auswirkungen auf die finanzielle Situation der Veranstalter haben ?

-      Wenn 20 – 30 % weniger Teilnehmer kommen, würden die meisten Veranstalter einen Verlust erleiden. Auch Sponsorengelder sind alles andere als fix. Damit werden einige Veranstalter gezwungen sein, ihre Veranstaltung abzusagen, bzw. zumindest das Angebot zu adaptieren. Das könnte das Angebot an Schwimmstrecken, Service, als auch Rahmenprogramm und Preisauschüttung umfassen. 

-      Die aktuellen Verschiebungen in den Sommer und Herbst verdichten ein ohnedies schon intensives Programm. Das kann zu einer weiteren Verschärfung der Rückgänge  führen könnte, wenn mehr Veranstaltungen mit weniger Teilnehmer konkurrieren. 

 

Was heißt das für den Austrian Open Water Cup im spezifischen?

Wir werden 4-6 Wochen vor jeder Veranstaltung die Situation mit den einzelnen Veranstaltern evaluieren und entsprechend kommunizieren.  Wenn Veranstaltungen gestrichen werden, wird dies auch in der Cupwertung berücksichtigt werden.

Prinzipiell werden wir wahrscheinlich aus einigen Veranstaltungen die Komplexität rausnehmen, um unsere Helfer nicht zu überfordern und auf kürzere Planungzeiten zu reagieren. 

Unsere Startveranstaltungen, der Stubenbergsee am 21. Mai ist natürlich am stärksten gefährdet. Sollte diese nicht stattfinden können, würde diese anfangs September nachgeholt. Ähnlich verhält es sich mit dem Schwimmfestival vom 13. Juni. Beim Backwaterman 4. Juli hoffe ich auf eine 50 %ige Chance zur Durchführung. Ab August sehe ich eine realistische Chance, unsere relativ kleinen Veranstaltungen wie geplant durchzuführen. 

Das ist meine persönliche Meinung auf vielen Annahmen und wird von der Entwicklung und den Entscheidungen der nächsten Wochen und Monate realistischer beurteilt werden können . 

Wer könnte von der Krise profitieren ?

- Falls Veranstaltungen über 500 Personen behördlich abgesagt werden müssen , könnten unsere relativ kleinen Veranstaltungen profitieren. Insbesondere Triathletn könnten vermehrt an Schwimmbewerben oder SwimRun Bewerben teilnehmen. 

Wenn Bewerbe gestrichen bzw. verschoben werden, wie werdet ihr mit den Startgeldern umgehen ?

Im Prinzip ist das jeweils Sache der Veranstalter. Ich gehe davon aus, dass die Startplätze auf den neuen Termin bzw. das nächste Jahr verschoben werden. 

Ich werde mich dafür einsetzen, dass bei Verschiebung/Absage auch die Option der Rückzahlung besteht, hoffe aber auch auf eine gewisse Solidarität unserer Teilnehmer.

Ist die Aktion HEAD hero in diesen schwierigen Zeiten ein idealer bzw. kritischer Zeitpunkt , die wahren Helden sind ja heute im täglichen Leben. 

Natürlich sind aktuell andere Helden täglich im Einsatz und wertgeschätzt. Trotzdem haben wir uns entschieden die HEAD hero Wahl wie geplant durchzuführen. Wenn schon die persönlichen Kontakte eingeschränkt sind, können soziale Kontakte und Wertschätzung die Motivation hochhalten. Die Zeiten sind ohnedies schwer genug und es geht ja selten um entweder oder sondern um sowohl als auch. Es gibt eben viele große und kleine Helden in diesen Zeiten. 

Was ist dein Wunsch an die Athleten ?

Für uns steht selbstverständlich die Gesundheit der Athleten im Vordergrund. Das beinhaltet die Einhaltung der behördlichen Auflagen, aber auch sinnvolle Maßnahmen zur Unterstützung von Ansteckungsgefahr. 

Natürlich hat jeder Athlet einen anderen Zugang zum Sport und Veranstaltungen in diesen Zeiten. Wir werden jedenfalls versuchen Veranstaltungen durchzuführen und ein gutes Angebot für Wettbewerbe auch in schwierigen Zeiten anzubieten. Das bedarf auch finanzieller Risiken für unsere Veranstalter und so hoffe ich, dass dies auch von Athleten geschätzt und angenommen wird. 

Das Tainingsangebot hat sich ja aktuell auf das Internet bzw. social Media Kanäle verlegt, auch ihr bietet einiges an.

Ja, im Rahmen der HEAD academy stellen unsere Trainer zum Teil Trainingspläne aber vor allem viele Angebote zur Verfügung. Wir zeigen hier eine Vielfalt an Alternativtraining , wie Pilates, Kniebeugen und Yoga. Auf Facebook stellen wir aktuell täglich eine Yogaübung online und bieten ab kommender Woche ein Swim-Community- Yogatraining. Ich höre von einem starken Bedarf auch über diesen Weg in Kontakt zu sein.